Der Michelsberg in Ulm – Verkehrsknotenpunkt oder Ruhezone?

Dieser Beitrag wurde ursprünglich von Nicolas Marschall in unserem kommunalen Blog “Ulms neue Mitte” veröffentlicht, den wir einstellten, um alle Inhalte auf dieser Website zusammenzufassen. Hinweis: Durch die Übertragung auf die neue Seite sind die Kommentare zu diesem Beitrag mit falschem Datum angegeben.

Klinikbereich Ruhezone Gebiet bitte umfahren“. So liest man es an etwas in die Jahre gekommenen Schildern rund um den Michelsberg in Ulm. Tatsächlich ist der Michelsberg eher Verkehrsknotenpunkt als Ruhezone. Dieser Beitrag schildert – wahrscheinlich unvollständig – einige Beobachtungen.

So nimmt man zwischen Eselsberg und Oststadt gerne mal Michelsberg- und Schwabstraße, um die vielen Ampeln auf der Karlstraße zumindest teilweise zu umgehen. An der Kienlesbergstraße vom Michelsberg zum Eselsberg fehlt eine Auffahrt auf die B10 in nördlicher Richtung. Dies lässt vermuten, dass ein Teil dieses Verkehrs quer durch den Michelsberg zur Stuttgarter Straße ausweicht. Dann gibt es noch Fahrer mit Zielen am Michelsberg, z.B. durch die dortigen Kliniken, die Hochschule in der Prittwitzstraße, den Friedhof und Veranstaltungen auf der Wilhelmsburg.

Beobachtern drängen sich deshalb gleich mehrere Problemstellen auf:

1. An der Ecke Kienlesbergstraße, Neutorbrücke, Michelsbergstraße mit der abknickenden Vorfahrt, zwei Bushaltestellen ohne Haltebucht (Kienlesberg), einem Radweg ohne Fortsetzung und einem Zebrastreifen staut sich der Verkehr mit allen Konsequenzen: kleinere Unfälle, Fußgänger trotz Zebrastreifen in Gefahr und absichtliches Missachten der Vorfahrt wenn es den Wartenden zu bunt wird. Dazwischen zwängen sich irgendwie Radfahrer durch, auch über den Gehweg.

2. Nur wenige Meter weiter ist auf der Michelsbergstraße fast durchgängig eine Spur durch parkende Autos blockiert, und in der Nähe einer beliebten Bäckerei wird von Kunden auf dem Gehweg geparkt, so dass oft nicht einmal mehr Kinderwägen durch- oder zwei Fußgänger aneinander vorbei kommen. In beiden Richtungen fahren die Autos oft in der Kolonne und kommen nur ganz knapp aneinander vorbei. Ist dann noch ein Radfahrer unterwegs, gibt dieser das Tempo für die Autokolonne vor, weil Überholen oft wegen des Gegenverkehrs nicht geht. Dabei ist die Michelsbergstraße in der Radwege-Karte der Stadt Ulm als Fahrrad-Route ausgewiesen! Eine nicht weit genug geschnittene Hecke über einem besonders schmalen Abschnitt des Gehwegs zwängt große Fußgänger gefährlich nahe an die wegen des Gegenverkehrs weit rechts fahrenden Autos.

3. Hat man dieses Hindernis überwunden, kommt die Ecke Michelsbergstraße, Schwabstraße, Eythstraße mit abknickender Vorfahrt, Zebrastreifen und Bushaltestelle ohne Haltebucht. Die abknickende Vorfahrt gibt es erst seit wenigen Jahren. Trotz entsprechender Schilder und Improvisation einer Insel (siehe Foto) ist noch immer so mancher Autofahrer aus der Michelsbergstraße versehentlich der Meinung, er habe Vorfahrt. Das passiert oft mehrmals pro Minute – mit entsprechender Unfallgefahr. Radfahrer von der Michelsbergstraße sind bergauf naturgemäß so langsam unterwegs, dass sie Autos von der Schwabstraße um die Ecke kommend gar nicht so schnell sehen und ihnen deshalb ungewollt die Vorfahrt nehmen. Vor lauter Vorfahrts-Chaos werden Fußgänger auf dem Zebrastreifen gerne mal übersehen.

4. Die Eythstraße ist ähnlich wie die Michelsbergstraße ein einziger Parkplatz, wobei sie im oberen Bereich durch eine Parkbucht entschärft wird. Selbst wo keine Parkbucht ist, wird von Klinikbesuchern gerne mal im Parkverbot geparkt. Die Kreuzung zur Stuttgarter Straße wurde durch eine Ampel entschärft. Vor ein paar Jahren noch gab es hier lange Staus, weil wegen des starken Verkehrs kaum einer auf die Stuttgarter Straße abbieggen konnte. Zum Glück haben die Kliniken einen Parkplatz, dessen Einfahrt aber recht eng ist, so dass es sich dort auch stauen kann.

5. Folgt man der Schwabstraße in Richtung Innenstadt, kommt an der Ecke zur Frauenstraße neben der Eisenbahn-Brücke die Einfahrt zum Klinik-Parkhaus am Michelsberg. Ärgerlich ist hier, dass ständig Parkgebühren-Preller direkt an der Parkhaus-Zufahrt davor parken anstatt im Parkhaus drin, wodurch die Zufahrt nur noch einspurig befahrbar ist. Zu Stoßzeiten staut es sich wegen des Gegenverkehrs ziemlich, und dazwischen sind Fußgänger und Radfahrer unterwegs, denn es gibt hier keinen Bürgersteig. Wer von der Innenstadt aus kommt, kann wegen der Eisenbahnbrücke nicht die Parkhaus-Zufahrt um die Kurve herum einsehen und bemerkt die blockierte Zufahrt immer erst im letzten Moment, mit den entsprechenden Bremsmanövern und Beinahe Auffahr-Unfällen als Konsequenz. Die Zufahrt zum Parkhaus schreit also nach einem Parkverbot…

Zwar habe ich hierfür keine Patentlösung. Ein paar Stichworte gibt es aber: bessere Ampelschaltung auf der Karlstraße, Parkverbot an der Parkhaus-Zufahrt und eventuell ein besserer Bus-Takt der Linie 7, damit sich für Besucher von Klinik, Friedhof und Hochschule mehr der Bus lohnt (tagsüber gibt es 10 Minuten-Takt nur zu Stoßzeiten). Wie sehen Sie dies, und was fällt Ihnen vielleicht noch dazu ein?